Mobiles Payments: Europäische Allianz EMPSA greift Apple und Konsorten an

Europäische Zahlungsanbieter entwerfen Standard für Smart Payments

Bundesbankvorstand Burkhard Balz warnte schon vor Monaten eine unabhängige europäische Lösung unter Einbindung der starken, effizienten nationalen Systeme an, um der Übermacht der US-Konzerne im Zahlungsverkehr zu begegnen. Es darf ja durchaus überraschen, dass gerade aus den Vereinigten Staaten moderne Payment Solutions kommen, die in Sachen Zahlungsverkehr bis vor wenigen Jahren noch „ein Land der Schecks“ waren und damit technologisch Jahrzehnte zurück lagen. Die Entwicklung zeigt aber auch, wie schnell sich die technologische Entwicklung und die Gesellschaft wenden kann.

Nun hat sich, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit eine Allianz aus großen, europäischen Anbietern zusammengetan und Anfang August die European Mobile Payment Systems Association (EMPSA) gegründet. Die nationalen Zahlungsverkehrsspezialisten wollen einen Standard für das Bezahlen mit dem Smartphone entwerfen, sodass Kunden von nationalen Bank-Apps damit in ganz Europa bezahlen können.

Einzelne Partner sind in ihren Ländern bereits führende Anbieter

Mit EMPSA soll eine unabhängige Alternative entstehen, die weder Apple, Google, Visa oder Mastercard braucht. Zum Gründungsteam zählen u.a. Bluecode und Twint aus der Schweiz sowie v.a. auch skandinavische Anbieter wie Swish aus Schweden, Vipps (Norwegen), MobilePay (Finnland und Dänemark). Zusammen decken sie laut eigenen Angaben rund 20 Millionen Kunden und etwa eine Million Händler ab. Einige sind mit sehr hohen Marktanteilen vertreten. So hat Swish in Schweden einen Nutzeranteil von rund 65% und gilt als sehr populär.

Mittelfristig Instand Payments und Datenhoheit

Die neu gegründete Allianz EMPSA setzt auf das Smartphone iVm einem Barcode oder QR-Code. Dieser wird vom Kunden mit seinem Smartphone eingelesen, die Zahlung nach Prüfung durch den ausgelöst. Mittelfristig könnte in den SEPA-Staaten dabei das System „Instant Payments“ genutzt werden. Hierbei erfolgt die Buchung und Gutschrift beim Händler binnen 20 Sekunden! Teure Mittler wie Visa, Mastercard oder Apple bräuchte es dann nicht mehr und: Die Daten wandern nicht zu Drittanbietern! Der Charme von Barcode oder QR-Code-Lösung gegenüber NFC ist auch, dass keine Funkwellen ausgetauscht werden und diese Technik auch bei iPhones darstellbar ist (Apple blockiert derzeit die NFC-Schnittstelle).

Die Gretchen-Frage: Wie kann man Kunden und Händler dafür gewinnen?

Die Banken dürften sich sehr gerne der Allianz anschließen. Sie brauchen die Transaktion-Fees von rund 0,2-03% des Umsatzes künftig nicht mehr mit Mittlern wie Apple oder Kreditkarten-Organisationen zu teilen. Zudem ist es strategisch für sie interessant, da z.B. Apple plant, eine eigene Kreditkarte (mit Goldman) herauszugeben.

Schwieriger wird es, Händler zu überzeugen. Sie müssten ihre Kassenprozesse, vielleicht sogar die Kassenterminals umstellen, um sich der Initiative umzustellen. Wie schwierig dies ist, zeigte sich nicht zuletzt beim deutschen Online-Bezahlservice Pay Direkt. Da für die Händler kein erkennbarer Mehrwert vorhanden ist, sind sie idR nicht bereit, diesen Service neben dem gut funktionieren PayPal anzubieten. Es muss also einen Mehrwert bieten. Attraktiv könnte sein, dass EMPSA die Kreditkarte ersetzt, für die Händler hohe Abschläge von rund 0,3% hinnehmen müssen. WennEMPSA spürbar günstiger ist, wird die Überzeugung im Handel schnell einsetzen, da man in der Branche um Zehntelpunkte an Marge kämpft.

Bleibt der Kunde. Er nutzt ggfs. schon Apple Pay oder Google Pay. Insbesondere Apple Pay ist überraschend gut bei jungen Kunden angekommen. EMPSA wird zusätzliche Features oder Rabatte bieten müssen, wenn es erfolgreich Kunden gewinnen will. Hier ist Kreativität in den Funktionalitäten gefordert.

Fazit: Europa braucht eine eigene Smart Payment-Lösung

Der Zahlungsverkehr in der Welt und v.a. auch in Deutschland hat sich dynamischer entwickelt, als von manchen Experten prognostiziert. Die traditionell hohe Bargeld-Affinität schmilzt schneller dahin als gedacht. Wir sollten in Europa zusammenarbeiten, um für uns eine eigene und gute Zahlungsverkehrslösung (und anderes, wie z.B. Server-/Cloud-Lösung) zu etablieren. Die technische Kompetenz ist vorhanden. Der Markt ist groß genug, wenn wir die EU als Gemeinschaft verstehen.

Ein Link zur SZ zum Thema: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/apple-pay-alternative-empsa-1.4584587

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