Kein Sommerloch – Regulatorische Änderungen im Sommer / Herbst

Aufgrund einer „kurzen Anfrage“ einer Kundin über noch anstehende regulatorische Änderungen im Sommer und Herbst d.J. habe ich mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht und eine Auswahl (!) noch anstehender und noch fertig umzusetzender Regulatorik für Banken gemacht.

Regulatorik kennt keine Sommerferien

Erstaunlich, was binnen kurzer Recherche alles zutage kommt. Und die Namen werden immer komplexer. Mein Highlight dazu: Immobiliar-Kreditwürdigkeitsprüfungsleitlinien-Verordnung (57 Zeichen!). Inhaltlich ist die Verordnung sogar eine Entschärfung, der in Deutschland viel zu restriktiv umgesetzten Wohnimmobilien-Kreditverordnung, ganz einfach zu lesen und sehr überschaubar. All das kann man für den Rest der regulatorischen Themen nicht behaupten. Es ist definitiv Spezialwissen erforderlich und selbst für Experten oftmals nur schwer zu durchdringen.  Insofern ist nachfolgende Liste eher ein kleines Bonbon für Insider und ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Risikotragfähigkeit: Neuer Leitfaden der BaFin
  • Konsultation 5. GWG
  • Konsultation zu PRIIP
  • Big Data und KI-Konsultation – BaFin-Rundschreiben
  • IFRS 9 ab 1.1.18 anzuwenden
  • AnaCredit ab 30.9. Anzeige vollständiger Daten
  • Gruppe verbundener Kunden ab 1.1.19 neu (EBA)
  • Basel IV / CRD V mit Überarbeitung aller Standardverfahren und IRBA-Floor
  • TRIM – RTS (es geht weiter)
  • PSD II: 2-F-A ab 9/19 umzusetzen
  • Neue MaRisk-Themen aus 5. Novelle ab 10/2018 wirksam (u.a. Kreditgeschäft BTO 1.2)
  • MREP-Anforderungen für G-SIB
  • Immobiliar-Kreditwürdigkeitsprüfungsleitlinien-Verordnung (ImmoKWPLV) seit 05/2018 umzusetzen
  • IFRS 16 zum Thema Leasing
  • Fit & Proper-Anforderungen für Leitungsorgane von Kreditinstituten
  • Rahmenwerk für Cyberattacken (EBA)
  • Mindestanforderungen an das Beschwerdemanagement
  • Überarbeitung SREP-Anforderungen
  • Non Performing Loan (EBA)
  • ….

Haben Banken das alles noch im Griff?

Die Frage ist, wie vor allem kleinere Banken diese Masse bewältigen sollen. Schon vor gut einem Jahr hatte Boston Consulting festgestellt, dass 200 Änderungen  für deutsche Banken auf den Tisch kommen – täglich !!

Die Politiker und Regulatoren bei BaFin, Bundesbank, EBA, EZB, ESMA, EIOPA … könnten die Sommerferien ja mal nutzen, um darüber nachzudenken ob das a) noch Sinn macht und b) wie man diesen Dschungel lichten könnte. Inzwischen sprechen wir nämlich auch von erheblichen Kostenbelastungen die dadurch entstehen. Allein die EZB-beaufsichtigten Institute mussten dafür rund 37 Mrd. € investieren! Wer profitiert davon? Rechtsanwälte und Berater. Aber volkswirtschaftlich betrachtet trifft das deutsche Sprichwort: Zuviel ist ungesund.

Übermäßige Bankenregulierung fördert Konsolidierung der Banken

Seit der Finanzkrise 2008 haben sich die Regulierungen mehr als verdreifacht. Dies ist mit ein Grund für die schleichende Konsolidierung bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Die erforderlichen Kapazitäten können nur in größeren Einheiten vorgehalten werden. Deutsche Regulatoren haben ja schon verschiedentlich gemahnt, dass es eine Konsolidierung in Deutschland braucht; dennoch kann man nicht davon ausgehen, dass gesetzliche Auflagen genutzt werden, um dies zu erreichen. Vielmehr entstehen an verschiedenen Orten detaillierte rechtliche Auflagen, die nur unzureichend untereinander abgestimmt sind und deren Auswirkungen teilweise massiv unterschätzt werden (Beispiel MiFID II).