Autohersteller, Händler und Autobanken vor besonderen Herausforderungen
Autobanken befinden sich – wie die gesamte Branche – in einem Transformationsprozess. Dabei trifft es diese Spezialbanken noch stärker als konventionelle Finanzinstitute. Insbesondere herstellergebundene Banken, sog. Captives, sind fest eingebunden in die Beziehung zwischen Hersteller, rund 18.000 Händlern und Kunde. Das war lange Jahre eine komfortable Situation vergleichsweise exklusiv am Point-of-Sale Kunden und Händler finanzieren zu können. Denn aufgrund der hohen Beträge, sind 75% der PKW-Neuzulassungen über Finanzierung oder Leasing finanziert. Der durchschnittlicher Kaufpreis für Neufahrzeuge beträgt 32.000 €. Dies führt zu einem jährlichen Kreditvolumen von etwa 60 Mrd. €, etwa 2/3 davon werden über Autobanken realisiert (Quelle BDA 2019).
Herausforderungen der Hersteller schlagen auf Financial Service-Institute durch
Seit geraumer Zeit haben sich jedoch die Rahmenbedingungen geändert: Die technologischen Herausforderungen der Autohersteller erfordern enorme Investitionen. Die Umstellung zu neuen Antrieben stellt die gesamte Branche vor existenzielle Fragen, die noch nicht abschließend beantwortet sind. Entsprechend fließen die bisher üblichen hausinternen Subventionen nicht mehr wie gewohnt. Zudem drängen zunehmend herstellerunabhängige und konventionelle Banken in den Markt. Der Ratenkreditspezialist Santander ist ohnehin gut positioniert.
Autobanken gibt es, um das Blech auf die Straße zu bringen
Die ursprüngliche Idee einer Autobank war, Fahrzeuge zu finanzieren oder zu verleasen. Schließlich gehören Neu- und Gebrauchtwägen zu den teuersten und auch emotionalsten Investitionen von Privatkunden. Im Finanzierungsbereich halten Autoherstellerbanken – neben der Santander Bank – weiterhin dominante Marktanteile. Ein Geschäftsführer einer großen Autobank formulierte es mir gegenüber einmal sehr deutlich: „Autobanken gibt es, um das Blech auf die Straße zu bringen“.
Seit vielen Jahren bieten Autobanken jedoch ein ähnlich breites Angebot wie Direktbanken! Neben Einlagen wie Geldmarktkonten – eine wichtige Refinanzierungsquelle –haben sie Sparpläne, Depots/Fonds, Kreditkarten im Angebot. Dazu kommen drei Millionen zusätzliche Dienstleistungsverträge für KfZ-Versicherungen, Kreditschutzbriefe, Garantie- und Reparaturversicherungen, Wartung & Verschleiß, die Kunden in 2018 bei den Herstellerbanken abgeschlossen haben (Quelle BDA).
Händlerfinanzierung wird Risikovorsorge nach oben treiben
Autobanken finanzieren darüber hinaus den mittelständisch geprägten deutschen Automobilhandel v.a. über direkte und indirekte Einkaufsfinanzierungen. Dabei realisieren Händler eine rückläufige Markentreue der Kunden und weniger After-Sales-Geschäft, da moderne Fahrzeuge wesentlich längere Serviceintervalle haben. Und auch Corona hinterlässt bei allen Beteiligten bereits deutliche Bremsspuren im Neu- und Gebrauchtfahrzeugmarkt.
Wirtschaftliche Probleme der Händler – auch bedingt durch die Nachwirkungen des Dieselskandals – werden auf die Autobanken durchschlagen: Eine Konsolidierung bei den Händlern, manche sprechen gar von einem Händlersterben, wird die Folge sein und wird deutliche Spuren in der Kreditrisikovorsorge der Autobanken zeigen. Händler finanzieren ihren Lagerbestand vorrangig über Autobanken gegen Sicherungsübereignung der Fahrzeuge. Sollten die Restwerte der Fahrzeuge fallen, würden auch diese Unterdeckungen zu entsprechenden Wertberichtigungsbedarf bei den Banken führen.
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Durch das umfassende Dienstleistungsangebot der Autobanken steigen auch die Komplexität und die regulatorischen Anforderungen hinsichtlich Organisation, Meldewesen, Risikomanagement etc. Anforderungen, die auch für die Mitarbeiter/Innen oftmals neu sind und eine hohe Kompetenz und bankfachliches Know-how erforderlich machen.
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Fotohinweis: Chris Liverani, unsplash.com