Deutsche Bank-Vorstand stellt IT-Strategie vor: Mehr intern, Reduzierung der Komplexität, bessere Abstimmung

In einer internen Mitteilung stellte Deutsche Bank IT-Vorstand Bernd Leukert (ehemals SAP-Vorstand) seine neue IT-Strategie vor. Die Maßnahmen sind nicht überraschend, wären aber – sofern es gelingt – durchaus revolutionär:

  • Reduzierung der Komplexität in „bisher nicht gekanntem Umfang“
  • Dazu sollen die Mitarbeiter aus der IT und den Geschäftsbereichen enger zusammenarbeiten
  • Technologien sollen vermehrt im eigenen Haus entwickelt und Prozesse vereinfacht werden
  • Kosteneinsparungen sind neben Verlässlichkeit ein wesentlicher Aspekt

Die IT des größten deutschen Bankhauses gilt seit Jahren als veraltet und anfällig für Fehler. Dies hat u.a. mit über Jahrzehnte gewachsenen (Silo-)Strukturen an Großrechnern zu tun, die heutigen Ansprüchen der Kunden, der Finanzaufsicht … nicht mehr gewachsen sind. Ex-Bankchef John Cryan hatte die Systeme schon kurz nach seinem Antritt als „lausig“ bezeichnet. Die ehemalige IT-Vorständin Kim Hammonds hatte gar vom „dysfunktionalsten Unternehmen, für das sie je gearbeitet habe“ gesprochen. Wie bei anderen Großbanken auch, gab es in der Vergangenheit immer wieder Pannen im Zahlungsverkehr bzw. der Verfügbarkeit von Konten und Depots. Das Memo an die rund 90.000 Mitarbeiter haben auch Bankchef Christian Sewing sowie die Vorstandsmitglieder von Rohr und Kuhnke unterzeichnen, dies soll sicher die Ernsthaftigkeit des Vorhabens unterstreichen.

Engere Zusammenarbeit der IT und des Geschäftsbereichs unerlässlich

Leukert bemerkte, dass es in der Vergangenheit zu große Spielräume um die Umsetzung, das „Wie“ und zu wenig konzernweit einheitliche Architektur und Standards gab. Gemäß der neuen Technologiestrategie sollen die Geschäftsbereiche entscheiden ‚Was‘ entwickelt wird, während der Technologiebereich die Kontrolle über das ‚Wie‘ übernimmt. Hierzu ist eine bessere und engere Zusammenarbeit der IT und des Geschäftsbereichs unerlässlich.

Wichtige Prozesse werden wieder eingesourct

Für wichtige Prozesse wolle die Bank in Zukunft mehr eigene IT-Mitarbeiter einsetzen und sich weniger auf externe Berater verlassen, erklärte Leukert. Um die komplexe IT-Landschaft zu vereinfachen sollen Anwendungen voneinander entkoppelt und teilweise auch abgeschaltet werden. Dies sei vereinzelt bereits geschehen. Planungen für IT-Projekte will Leukert langfristiger anlegen. Ausserdem werde sich die Bank künftig auf weniger Themen konzentrieren, die mehr Priorität hätten. In einem weiteren Schritt sollen Cloud Services stärker genutzt werden, hierzu müssen aber erst noch die Voraussetzungen geschaffen werden.

Weniger ist mehr

Die Maßnahmen werden über mehrere Jahre laufen. Reduced to the Max könnte man meinen und wünscht dabei viel Erfolg.
Wer sensibel liest stellt fest: Die IT soll näher an den Geschäftsbereich ran, ist sie doch für das WIE verantwortlich, dann sollte sie auch verstehen, WAS im Fachbereich passiert. Wir stellen spezifisch für IT-Professionals kompaktes Bankfachwissen her. Über Geschäftsbereiche, Prozesse, Produkte, Aufsichtswesen, Risikomanagement … Einzelheiten gibt es hier.

https://www.cash.ch/news/top-news/finanzbranche-deutsche-bank-will-dank-neuer-it-strategie-kosten-sparen-1410719#

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